Die Schweiz ist das Land der Alpen, der charmanten Dörfer, des Käses, der Schokolade und der Tunnels. Das Alpenland kann sich nicht rühmen, den ersten oder den längsten Straßentunnel der Welt zu haben. Diese Titel gehören dem Vereinigten Königreich bzw. Norwegen. Doch Schweizer Wissenschaftler und Ingenieure haben ihre raue und harte Landschaft erobert und mit Hunderten von Tunneln, die eine Strecke von mehr als 2.000 Kilometern zurücklegen, das Reisen auf der Straße einfacher und schneller gemacht als auf Bergpässen allein.
Entdecken wir die Geschichte der Tunnel in der Schweiz und die bemerkenswertesten des Landes.
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Geschichte der Tunnels in der Schweiz

Die Fantasie, sich durch die Alpen zu bohren, wurde ab den 1850er Jahren zu einer Fantasie. Wissenschaftler und Ingenieure von Universitäten in Städten rund um die Alpen konkurrierten und arbeiteten zusammen, um eine Lösung für die „Erschließung“ der Alpen zu finden. Politische Motive und der Wunsch, den Handel zu fördern, waren die treibenden Kräfte hinter den Tunnelprojekten in den Alpen. Die Projekte profitierten von der Verbreitung des technischen Fortschritts und der Wissenschaftler in ganz Europa, um den Prozess zu intensivieren.
So erforschten beispielsweise Wissenschaftler von Universitäten in Sardinien die Nutzung der Kraft der Druckluft und erfanden den Druckluftbohrer. Ihnen wird die Idee zugeschrieben, einen Staudruckverdichter zu verwenden, der mit Hilfe von Wasserfällen arbeitet, damit Bohrer Sprenglöcher in Stollen bohren können. Diese neue Technik des Tunnelbaus wurde im Jahr 1861 eingeführt. Zum ersten Mal konnte der Tunnelbau in einer geraden Linie von einem Ende zum anderen durchgeführt werden. Die doppelte Neigung für den Wasserabfluss half, Berechnungsfehler zu vermeiden.
Da die Grabungsbedingungen jedoch an verschiedenen Orten unterschiedlich waren, mussten die Ingenieure die Bohrer anpassen. Für die Maschine wurde ein pneumatisches Verfahren entwickelt. Doch weder der verbesserte Bohrer noch die Verwendung von Dynamit anstelle von Schießpulver ermöglichten es, einen auf acht Jahre abgeschlossenen Vertrag zwischen der Gotthardbahn und der ausführenden Tunnelbaufirma einzuhalten.
Die enorme Verzögerung und die damit verbundenen Geldstrafen führten zu Debatten unter den Ingenieuren in Fachzeitschriften. Der Minenbau blieb die wichtigste Methode, aber die Debatten weckten den Wunsch, den Bau von Tunneln zu einem eigenen wissenschaftlichen Verfahren umzugestalten.
Diese frühen Tunnel wurden zu Symbolen des Fortschritts und zogen die Aufmerksamkeit von Fachleuten aus Wissenschaft und Technik aus der ganzen Welt auf sich. Die Geologen interessierten sich besonders für die Vielfalt der abgebauten Gesteine, und es wurden sogar geologische Museen eingerichtet.
Im Zuge des Tunnelbaus wurden die riesigen Rohre, die aus den Kompressionsgebäuden herausführten, und das Gedränge der Arbeiter auf den Baustellen zu Kuriositäten. Nach der Öffnung der Tunnel wurden Reiseführer veröffentlicht, in denen die rauen und manchmal gewalttätigen Bedingungen beschrieben wurden.
Berühmte Tunnels in der Schweiz
Gotthard-Basistunnel
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Besonders stolz sind die Schweizer auf den Gotthard-Basistunnel. Mit einer Gesamtlänge von 57 Kilometern zwischen Erstfeld im Norden und Bodio im Süden ist er der längste Eisenbahntunnel des Landes. Mit einer maximalen Tiefe von 2.300 Metern (7.546 Fuß) ist sie eine herausragende Leistung der modernen Technik. Der GBT ist ein Basistunnel, d. h. er führt durch den Fuß des Gebirges und nicht über das unwegsame Gelände.
Das Projekt wurde 1992 offiziell in Angriff genommen, und die langwierigen Bauarbeiten boten Hunderten von Arbeitern an vier Standorten mit eigenen Unterkünften und Kantinen Arbeitsplätze. Ein fünfter Standort wurde später hinzugefügt. Neun Arbeiter starben während der Bauarbeiten. Nach 17 Jahren, termingerecht und im Rahmen des Budgets von 12,2 Milliarden Schweizer Franken fertiggestellt, fand am 1. Juni 2016 in Anwesenheit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Präsidenten Francois Hollande eine extravagante Eröffnungsfeier statt.
Heute fahren pro Stunde zwei Personenzüge und vier bis sechs Güterzüge in jede Richtung durch den Tunnel. Der Tunnel verkürzt die Reisezeit von Zürich nach Mailand, Italien, um eine Stunde.
Lötschberg-Basistunnel

Fast ebenso beeindruckend wie der GBT ist der Lötschberg-Basistunnel, der als Ersatz für den ursprünglich 14,6 Kilometer langen Basistunnel gebaut wurde. Er liegt rund 400 Meter tiefer als der alte Tunnel und bietet eine ebenere und effizientere Strecke durch das Alpenmassiv und schafft eine Hochgeschwindigkeitsstrecke mit gemischter Nutzung. Sie hat eine Länge von 34,57 Kilometern und verläuft zwischen Frutigen, Bern, und Raron, Wallis.
Die Probebohrungen begannen 1991 und der Bau wurde 1999 mit einer Kombination aus Bohr-, Spreng- und Tunnelbohrmaschinen in Angriff genommen. Um die Bauzeit zu verkürzen, wurde der 2,6 Kilometer lange Engstlige Tunnel in offener Bauweise an fünf Stellen gebaut.
Die Eröffnungsfeier fand im Juni 2007 statt, und die ersten Züge fuhren bereits im darauf folgenden Dezember. Schon wenige Jahre nach der Eröffnung war die 21 Kilometer lange eingleisige Strecke überlastet. Um die Kapazität zu erhöhen, war eine zweite Bohrung erforderlich. Ein Planungsauftrag für ein zweites Gleis wurde 2016 erteilt und Anfang 2019 zu geschätzten Kosten von 1 Milliarde Franken vorgestellt. Eine Entscheidung über die Fertigstellung eines zweiten Gleises wird für das Jahr 2023 erwartet.
Häufig gestellte Fragen
Wie viele Tunnels hat die Schweiz?
In der Schweiz gibt es rund 1.300 Tunnels mit einer Gesamtlänge von über 2.000 Kilometern.
Warum ist die Schweiz für ihre Tunnels bekannt?
Etwa 60 Prozent der Schweiz sind von den massiven Bergen der Alpen bedeckt. Bei der Planung von Autobahnen und Eisenbahnstrecken haben die Schweizer Hindernisse von der Größe der Berge überwunden und gleichzeitig den städtischen Verkehr unter die Erde verlegt und die Länge der Straßen reduziert.