Die Schweiz ist bekanntlich eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt mit einem sehr hohen Pro-Kopf-BIP. Das ist verrückt, denn das Land hat nur etwas mehr als 8,5 Millionen Einwohner, und seine moderne Marktwirtschaft kann problemlos mit Ländern konkurrieren, die Hunderte von Millionen Einwohner haben.
Wenn Sie sich fragen, was die Schweizer Wirtschaft so stark macht, sind Sie hier genau richtig. Ich erzähle Ihnen von all den verschiedenen Faktoren, die die Schweizer Wirtschaft beeinflussen und dafür sorgen, dass sie so stark und wettbewerbsfähig bleibt, aber auf eine leicht verdauliche Art und Weise, die Ihnen nicht schon nach ein paar Absätzen Kopfschmerzen bereitet.
Inhaltsverzeichnis
Schweiz Makroökonomische Indikatoren
Makroökonomische Indikatoren sind Daten, die Analysten bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Situation eines Landes, einer Region oder sogar einer Stadt verwenden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt weithin als wichtigster makroökonomischer Indikator, doch werden bei der Bestimmung der Stärke der Wirtschaft eines Landes auch viele andere Indikatoren berücksichtigt.
Einige andere makroökonomische Indikatoren, die häufig verwendet werden, sind die Inflationsrate, die Arbeitslosenquote, die Gesamtstaatsverschuldung, die Zinssätze, der Verbraucherpreisindex und andere. Hier finden Sie einen Überblick über die wichtigsten makroökonomischen Indikatoren der Schweiz:
- BIP: 801 Mrd. Dollar
- Jährliches BIP pro Kopf: $87.340
- Jährliche BIP-Wachstumsrate: 0.7%
- Arbeitslosenquote: 2%
- Inflationsrate: 2.6%
- Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP: 41,4% (des BIP)
- Durchschnittlicher Lohn: 6’712 CHF/Monat
- CPI: 106 Punkte
- Zinssatz: 1.5%
Um die Dinge ins rechte Licht zu rücken, listet Macrotrends das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP mit 12.234 Dollar und eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 6,18 % auf. Die Schweiz ist vielleicht nicht unter den 20 größten Ländern der Welt, wenn man das jährliche BIP betrachtet, aber das ist zu erwarten, weil sie ein relativ kleines Land ist, zumindest im Vergleich zu den USA, China, Japan und anderen Giganten, die in den Statistiken führend sind. Aber es hat eines der höchsten Pro-Kopf-BIPs, und genau das macht es zu einer so starken Wirtschaft.
Wichtige Industrien und wirtschaftliche Schlüsselsektoren
Bei der Betrachtung der schweizerischen Wirtschaft müssen drei Hauptsektoren berücksichtigt werden: Landwirtschaft, Dienstleistungen und Industrie. Der Dienstleistungssektor ist mit einem Anteil von 72 % am gesamten BIP der Schweiz am stärksten entwickelt. Der Industriesektor erwirtschaftet 27 % des gesamten BIP der Schweiz, während der kleine Agrarsektor die restlichen 1 % beisteuert.
Der Dienstleistungssektor umfasst das Bank- und Finanzwesen, was der Hauptgrund dafür ist, dass er einen so großen Anteil am nationalen BIP ausmacht. Tourismus, Einzelhandel, Immobilien, Versicherungen, Bildung und Gesundheitswesen gehören ebenfalls zu dieser Kategorie, aber das Bankwesen ist zweifellos die Säule des Dienstleistungssektors und der Hauptgrund für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft des Landes.
Die größten Banken der Schweiz sind die Schweizerische Nationalbank, die den Schweizer Franken druckt, und die UBS. Auch die Credit Suisse stand bis vor wenigen Monaten auf dieser Liste. Die Bank, die die globale Finanzkrise der frühen 2000er Jahre ohne grössere Folgen überstanden hatte, wäre Anfang 2023 beinahe zusammengebrochen, und die UBS beschloss, sie zu übernehmen, um einen finanziellen Zusammenbruch zu verhindern.
Neben dem Finanzsektor ist auch die verarbeitende Industrie für das schweizerische BIP von Bedeutung. Insgesamt macht sie 25,6 % des gesamten BIP aus und ist auch die führende Exportindustrie des Landes. Dazu gehört auch die Pharmaindustrie, die für die Schweizer Wirtschaft sehr wichtig ist.
Handel und Beziehungen
Die Schweiz ist nicht Mitglied der Europäischen Union, aber die EU ist dennoch ihr größter und wichtigster Handelspartner. Etwa 6,6 % des gesamten EU-Handels werden mit der Schweiz abgewickelt, womit die Schweiz der viertgrößte Handelspartner der Europäischen Union ist. Die Schweiz unterhält auch sehr enge Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten, ihrem zweitwichtigsten Handelspartner.
Zu den wichtigsten Schweizer Exportgütern gehören Maschinen, chemisch-pharmazeutische Produkte, Uhren und Textilien. Die Schweiz ist auch einer der weltweit größten Goldexporteure mit einem Anteil von etwa 20,9 % am globalen Goldexportmarkt, dessen Wert sich auf 63,8 Milliarden Dollar beläuft. Die Schweiz exportiert auch Edelsteine, Edelmetalle, organische Chemikalien, medizinische Geräte und viele andere Güter.
Die Handelspartner der Schweiz sind so wichtig für das Land, dass während der Finanzkrise Mitte der 2010er Jahre Forderungen nach einer Abwertung des Schweizer Frankens durch die SNB laut wurden. Die Währung des Landes war nicht mehr an den Euro gebunden, und die Schweizerische Nationalbank hat eine Nullzinspolitik eingeführt, um die lokale Wirtschaft zu schützen.
Doch mit der Staatsschuldenkrise in den EU-Ländern, den wichtigsten Handelspartnern der Schweiz, hat die Stabilität des Schweizer Frankens die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exporte beeinträchtigt. Dies führte letztlich zu einem Rückgang des BIP-Wachstums um 2 %.
Arbeit und Beschäftigung
Die Schweiz verfügt über sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte und steht in Bezug auf die Qualifikation und Ausbildung ihrer Arbeitnehmer an der Spitze. Das Land hat auch eine beeindruckend niedrige Arbeitslosenquote und ein recht liberales Arbeitsrecht. Auch die Gewerkschaften sind in der Schweiz stark vertreten und üben Druck auf den Gesetzgeber aus, damit dieser bei neuen und bestehenden Gesetzen die Bedürfnisse der Arbeitnehmer berücksichtigt.
Die meisten Arbeitsgesetze sind auf Bundesebene geregelt, aber es gibt auch eine Reihe von Tarifverträgen, Standardverträgen und anderen föderalen Verordnungen, die eine wichtige Rolle spielen. Im Allgemeinen ist das Arbeitsrecht in der Schweiz günstiger für den Arbeitgeber als in den meisten anderen Ländern.
Da viele Aspekte des Arbeitssektors von den Kantonen individuell geregelt werden, gibt es in der Schweiz keinen landesweiten Mindestlohn. Der Preis ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. So beträgt er in Genf 23 CHF pro Stunde, in Zürich (Stadt) aber 23,9 CHF pro Stunde.
Zwar gibt es keinen Mindestlohn, aber in den zahlreichen Tarifverträgen ist ein monatlicher Mindestlohn von 2.200 bis 4.200 Schweizer Franken für ungelernte Arbeiter und 2.800 bis 5.300 Schweizer Franken für hochqualifizierte Arbeitnehmer festgelegt.
Geschäfts- und Investitionsklima
Es ist kein Geheimnis, dass die Schweiz mit ihren zahlreichen Investmentbanken, Vermögensverwaltungszentren und sogar Bankfilialen, die sich ausschließlich an ausländische Kunden wenden, internationalen Anlegern gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Der internationale Handel und alle Investitionsverträge werden von der Schweizer Regierung auf Bundesebene geregelt, und das Land verfügt über ein ausgesprochen positives Investitionsklima.
Die Kantone und großen Gemeinden haben jedoch die Freiheit, ihre eigene Investitionspolitik zu gestalten und Anreize zu bieten, die ausländische Investoren anlocken würden. Außerdem ist es vor allem die wirtschaftliche und politische Stabilität der Schweiz, die so viele ausländische Investoren anzieht. Dabei spielen auch die niedrigen Steuersätze eine wichtige Rolle: Die Schweiz hat sehr niedrige Unternehmenssteuern, weshalb sich viele ausländische Unternehmen in dem Alpenland ansiedeln.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen der Schweiz
Die Schweiz hat eine sehr starke Wirtschaft, aber sie ist nicht ohne Herausforderungen. Die vielleicht wichtigsten Probleme im Zusammenhang mit der Wirtschaft in der Schweiz betreffen die zunehmend hohen Lebenshaltungskosten im Land. Sowohl die Wohnungspreise als auch die Leerstandsquoten von Wohnungen und Häusern in der ganzen Schweiz steigen, was die größte wirtschaftliche Herausforderung darstellt.
Hinzu kommt, dass der Schweizer Markt für ausländische Produkte nicht sehr günstig ist. Die meisten Verbraucher ziehen es vor, im Inland einzukaufen, zum einen, um die lokale Wirtschaft zu unterstützen, zum anderen, weil sie ausländischen Qualitätsprodukten gegenüber misstrauisch sind.
Hinzu kommt, dass die Schweizer Regierung alles in ihrer Macht Stehende tut, um die einheimischen Landwirte und den Agrarsektor zu schützen, was oft zu hohen Zöllen auf ausländische Agrarprodukte, meist Fleisch und Milchprodukte, führt. Dies macht es für importierte Waren sehr schwierig, mit lokal produzierten Waren zu konkurrieren.
Gewisse wirtschaftliche Herausforderungen sind auch mit der Geldpolitik der Schweiz verbunden, mit der Folge von überhöhten Immobilienpreisen, verminderter Kaufkraft und sogar Vermögensschäden. Doch trotz dieser Herausforderungen ist die Schweiz nach wie vor eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt.
Wirtschaftsaussichten der Schweiz
Die wirtschaftlichen Aussichten der Schweiz werden in hohem Maße von Ereignissen und Krisen beeinflusst, die sich der Kontrolle des Landes entziehen. Die Weltereignisse der Jahre 2020 und 2021 hatten erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes, wobei die Pandemie immer noch gewisse Herausforderungen mit sich bringt.
Darüber hinaus hat der Russland-Ukraine-Krieg auch die Wirtschaft der Schweiz stark beeinträchtigt und die Möglichkeiten für den Exporthandel sowie für ausländische Investitionen eingeschränkt. Es ist kein Geheimnis, dass viele russische Oligarchen Geld auf Schweizer Banken hatten, und die jüngsten Ereignisse waren ein schwerer Schlag.
Dennoch hat sich die Schweizer Wirtschaft als sehr widerstandsfähig erwiesen und konnte globale Krisen und Pandemien ohne katastrophale Folgen überstehen. Es wird erwartet, dass die Schweizer Wirtschaft in den nächsten Jahren weiter wachsen wird, auch wenn die prognostizierte Wachstumsrate niedriger ist als noch vor einigen Jahren erwartet.
Die aktuellen Prognosen gehen von einem Wirtschaftswachstum von 1,1 % im Jahr 2023 und 1,5 % im Jahr 2024 aus. Außerdem wird erwartet, dass die Arbeitslosenquote von 2 % im Jahr 2023 auf 2,3 % im Jahr 2024 steigen wird. Auch diese Schätzungen sind weit davon entfernt, eine Katastrophe darzustellen, und sind zumeist auf äußere Faktoren zurückzuführen, die jede Wirtschaft der Welt irgendwann einmal bewältigen muss.
Häufig gestellte Fragen
Ist die Wirtschaft in der Schweiz gut?
Ja, die Wirtschaft in der Schweiz ist überwältigend gut. Es ist eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt, und das Land gehört zu den zehn Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP der Welt.
Welche Faktoren tragen zur starken Wirtschaft der Schweiz bei?
Politische Stabilität, qualifizierte Arbeitskräfte, wirtschaftliche Vielfalt und eine sehr starke lokale Währung (der Schweizer Franken) sind die wichtigsten Faktoren, die zur starken Wirtschaft der Schweiz beitragen.